State of the Union

britische Miniserie, 2019, nach einer Idee von Nick Hornby
Regie: Stephan Fears
deutsche Erstausstrahlung Januar, 2021, ARD
1. Staffel/10 Episoden (ca. 10 Min.)
Rezension
Kurzmeinung
„State of the Union“ ist ein pointiertes Ehedrama, erzählt in 10 kurzen Episoden. Charmant als Kammerspiel inszeniert, mit klugen Dialogen und viel Wortwitz.
Inhalt
In der Ehe von Louise (Rosamund Pike) und Tom (Chris O’Dowd) kriselt es gewaltig. Auf Louises Initiative hin, versuchen sie ihre Beziehung mit Hilfe einer wöchentlichen Paartherapie wieder auf Kurs zu bringen. Kurz vor den Terminen treffen sie sich in dem, der Praxis gegenüberliegenden, Pub. Während sie bei einem Glas Wein und einem Bier zusammensitzen, beginnen sie zu reden, über ihre Ehe, ihre Jobs und den Brexit. Gespräche, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind oder gar nicht erst stattgefunden haben. Bis zur letzten Episode ist ungewiss, ob Louise und Tom ihre Beziehung noch zu retten können.
Meinung
Basierend auf dem Roman „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“ von Nick Hornby, der im vergangenem Jahr im KiWi Verlag erschien, beschäftigt sich „State of the Union“ mit der Ehekrise von Louise und Tom.
Louise ist fremdgegangen. Tom seit über einem Jahr arbeitslos. Er fühlt sich als Musikjournalist von der Zeit überholt und nutzlos. Louise verdient als Ärztin genug Geld, um den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten und hat für Toms Sinnkrise wenig Verständnis.
Eine Paartherapie soll den beiden helfen, ihre Ehe zu retten. Direkt gegenüber der Praxis liegt ein Pub, in dem Tom und Louise sich vor ihren Sitzungsterminen treffen. Meist ist Tom als erster da. Sie reden über all die Dinge, die ihnen durch den Kopf gehen. Als Zuschauer bekommt man während dessen einen guten Einblick in ihre Beziehung. Schonungslos offenbaren diese zehnminütigen Gespräche all das, was in den letzten 15 Jahren schief gelaufen ist.
Die Dialoge sind humorvoll und klug und nah an der Wirklichkeit. Nick Hornby ist ein Meister der Beziehungsanalyse. Zehn Sitzungen, zehn Wochen und wir durchleben mit Louise und Tom das Auf und Ab ihres Versuchs die Ehe zu retten. Es ist zu keiner Zeit vorhersehbar, wie die Sache ausgeht wird.
Meine Sympathie liegt meistens bei Tom. Nicht weil er der Betrogene ist, sondern weil er von Louise oftmals zu wenig wahrgenommen wird. Sie versteht nicht, dass Tom mit seinem Job auch ein Stück seiner Selbstachtung verloren hat. Und in einer handfesten Sinnkrise steckt. Ich denke, dass es Aufgabe des Partners sein sollte, in solchen Zeiten genauer hinzugucken und sich Zeit für den anderen zu nehmen. Louise kommt mir in der Serie, wie auch im Roman ein ziemlich oberflächlich vor. Im großen und ganzen haben die beiden meines Erachtens nicht viel gemeinsam, dennoch sind sie unbestreitbar ein gutes Team.
Wie im Buch, sind es auch in der Serie „State of the Union“ 10 Episoden, die eine Dauer von ca. 10 Minuten haben. Die kurze Zeit genügt, um die Probleme des Paares auf den Punkt zu bringen. Und genau das zeichnet die Miniserie aus, sie beschäftigt sich ausschließlich mit dem Wesentlichen. Die Dialoge vermitteln eine tragische Komik, sie besitzen Wortwitz und enthalten schonungslose Offenheit.
Fazit
Eine fabelhafte und kurzweilige Umsetzung des Romans. Authentizität und viel Humor machen die Miniserie „State of the Union“ zu einem unterhaltsamen Fernsehgenuss.
Aktuelle Kommentare