Neues aus der Welt

Neues aus der Welt ein solider Western

US-amerikanischer Western von Paul Greengras basierend auf dem Roman von Paulette Jiles

Ausstrahlung auf Netflix, Februar 2021

In den Hauptrollen: Tom Hanks, Helena Zengel

Rezension

Kurzmeinung

Neues aus der Welt“ ist ein großartig inszenierter Westerfilm, mit Bildern, die im Kopf bleiben. Eigentlich ein Film für die Leinwand.

Inhalt

Der ehemalige Captain der Südstaaten Armee Jefferson Kyle Kidd ist vom fünf Jahre zurückliegenden Bürgerkrieg traumatisiert. Seitdem reist er als Nachrichtenmann durch den Bundesstaat Texas, der schwer unter den Repressalien der Nordstaaten leidet, umher. Für ein paar Dime liest er aus verschiedenen Zeitungen aktuelle Nachrichten vor. Dabei präsentiert er die Neuigkeiten auf eine seriöse, aber unterhaltsame Weise.

Auf seinem Weg in die nächste Stadt, kommt er an einem ausgeraubten Planwagen entlang. Wenige Schritte entfernt, hängt ein schwarzer Mann an einem Baum. Als Kidd vom Wagen steigt, entdeckt er, im Gebüsch versteckt, ein blondes Mädchen in Indianerkleidung. Er macht ihr klar, dass sie nichts vor ihm zu befürchten hat. Aus ihren Unterlagen, die er im umgestürzten Wagen findet, geht hervor, dass sie, Johanna Leonberger, vor einigen Jahren bei einem Überfall auf eine Farmersiedlung von den Kiowa entführt wurde. Bei dem Überfall wurden ihre Eltern und ihre Schwester getötet.

Nun ist sie der Nordstaaten Armee bei der Räumung eines Kiowa Dorfes aufgrund ihrer hellblonden Haare aufgefallen. Sie sollte sie zu ihren lebenden Verwandten gebracht werden. Kidd nimmt das Mädchen, das seine Sprache nicht versteht, mit in die nächste Stadt, um sie dort den Verantwortlichen zu übergeben. Doch die Armee vor Ort, hat niemanden, der sich um die Angelegenheit kümmern kann und beauftragen Kidd, das Mädchen zu ihrer Familie zu bringen.

Widerstrebend übernimmt Kidd schlussendlich die Aufgabe. Es ist ein gefährlicher Weg quer durch Texas. Und er führt auch in die direkte Nähe von Kidds ehemaliger Heimatstadt, die er seit Beginn des Krieges nicht mehr aufgesucht hat. Auf der gemeinsamen Reise entwickelt sich eine Bindung zwischen dem vom Leben gezeichneten Mann und dem jungen Mädchen, das in ihrem kurzen Leben schon einige Schicksalsschläge hinnehmen musste.

Johanna spricht nur Kiowa und ist mit den Regeln der weißen Siedler nicht mehr vertraut. Deshalb kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten. Als sie in einer Stadt bedroht werden, weil Banditen ein Auge auf die junge, blonde Johanna geworfen haben, müssen sie Hals über Kopf fliehen. Der gemeinsame Kampf gegen die Verfolger zeigt Johanna, dass sie sich auf Kidd verlassen kann und sie bei ihm sicher ist.

Bruchstückhaft kommt auch Johannas Erinnerungen an ihre Eltern wieder. Als Kidd und Johanna wohlbehalten bei ihrem Onkel und ihrer Tante ankommen, sind diese jedoch wenig begeistert von ihrer seltsamen Nichte. Kidd kehrt in seine Heimatstadt zurück und besucht das Grab seiner Frau, die während des Krieges an der Cholera starb. Dabei wird ihm bewusst, dass Johanna bei ihm besser aufgehoben ist. Er reitet zurück. Johannas Verwandte sind erleichtert und lassen sie mit ihm gehen. Am Ende der Reise haben sie sich ihren Dämonen gestellt und ihren Frieden mit der Vergangenheit gemacht.Von nun an reisen sie gemeinsam durch das Land, um Neues aus der Welt zu verbreiten.

Meinung

Es ist ein bildgewaltiger Film, der von dem feinen Zusammenspiel seiner Hauptdarsteller lebt. Der Kriegsveteran, dessen Frau verstarb, während er als Soldat im Krieg kämpfte, und das deutschstämmige Mädchen, dessen Familie von den Indianern getötet wurde und das bei den Kiowas eine neue Heimat fand. Auf den ersten Blick ein ungleiches Paar, das auf den zweiten viele Gemeinsamkeiten hat.

Die vorsichtige Annäherung zwischen Kidd und Johanna ist sensibel eingefangen. Es ist eine Freude den Hauptfiguren beim Spielen zuzusehen. Die trostlose, steppenartige Umgebung, durch welche die beiden mit dem Pferdegespann fahren, unterstreicht die Gefühlslage der Hauptfiguren. Sowohl Kidd als auch Johanna haben viel verloren und sind nun gezwungen sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Etwas, das sie verbindet. Langsam entwickelt sich eine Nähe und eine Vertrautheit, obwohl Johanna anfänglich verunsichert ist und sich zeitweise aggressiv verhält.

Sie hat den Großteil ihres jungen Lebens bei den Kiowa verbracht und kaum noch Erinnerung an ihre leiblichen Eltern und das Leben mit ihnen. Zweimal wurde sie ihrer Familie entrissen. Einmal von ihren Eltern und dann von ihren Kiowa Eltern, als die Armee das Indianerdorf räumte, um die Kiowas ins Reservat zu bringen. Es ist davon auszugehen, dass sie von den Indianern gut und als ihresgleichen behandelt wurde.

Helena Zengel, bekannt aus dem preisgekrönten Film „Systemsprenger“, spielt Johanna sehr ausdrucksstark. Sie begegnet Tom Hanks in der Rolle des Jefferson Kyle Kidd durchaus auf Augenhöhe. Die große Spielfreude ist beiden anzumerken. Jeder der Charaktere trägt seine eigene Tragik mit sich herum. Es ist der Verlust geliebter Menschen, der die zwei verbindet. Sie fühlen sich vom anderen verstanden. Auch wenn Johanna noch ein Kind ist, wächst zwischen ihnen spürbar eine Freundschaft für’s Leben heran. Diesen Aspekt hat der Regisseur Paul Greengras feinsinnig herausgearbeitet und inszeniert.

Wie bei einem Western üblich, darf eine spannende Schießerei in den felsigen Bergen nicht fehlen. Der Moment der Schießerei ist auch ein Schlüsselmoment für Johanna, denn ihr wird bewusst, dass Kidd bereit ist, sie mit seinem Leben zu verteiligen. Durch eine clevere Idee bringt Johanna sich und ihren Beschützer in Sicherheit. Sie sind ein gutes Team und ergänzen sich, dass wird in dieser Szene zum ersten Mal deutlich.

Fazit

Mir hat der Film ausgesprochen gut gefallen. Johanna sagt wenig, was auch nicht nötig ist, denn ihr intensives Spiel ist Ausdruck genug. Der Look des Films ist rau, trist und staubig. Ein klassischer Western mit allem, was man erwartet. Zugleich strahlt der Film sehr viel Menschlichkeit und Herzenswärme aus. Die Hauptrollen sind mit Helena Zengel und Tom Hanks perfekt besetzt. Nur eine Sache stimmt mich traurig: Es wäre ein Film für die Leinwand gewesen. Großes Kino eben.

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