Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens

Tom Barbasch
aus dem Englischen von Michael Schickenberg
erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, 2022
Rezension
Kurzmeinung
Federleicht und voller Humor erzählt der Roman „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ von der Suche nach der Bestimmung im Leben.
Inhalt
Buddy Winter ist einer der erfolgreichsten Late Night Show Moderatoren der USA bis er völlig ausgebrannt und mit den Nerven am Ende vor laufenden Kameras das Studio verlässt. Nun will Buddy wieder zurück auf die Showbühne. Sein Sohn Anton soll Buddy dabei helfen, seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen.
Anton kommt eine fantastische Idee: Was wäre werbewirksamer als die neue Show mit einer Sensation zu starten? Ein Nachbar der Winters und mittlerweile auch ein guter Freund ist niemand geringeres als John Lennon. So beschließt Anton eine Reunion der Beatles in der Show seines Vaters zu organisieren.
Handlung
Buddy Winter ist charismatisch, witzig und hat ein Talent Menschen die richtigen Fragen zu stellen. Diese Eigenschaften katapultieren ihn in die erste Riege der Talkshow Moderatoren. Bis ihn eines Tages während der Sendung ein Nervenzusammenbruch ereilt und er wortlos das Studio und New York verlässt. Er reist durch die Welt, auf der Suche nach dem Sinn. Als er zurückkehrt, soll sein Sohn Anton, der schon seit Teenager Tagen seine rechte Hand bei der Show war, wieder Schwung in seine Karriere bringen.
Anton ist gerade aus Afrika zurück, wo er ein freiwilliges Jahr verbrachte. Der junge Mann ist unschlüssig, ob er weiterhin im Schatten seines Vaters agieren will. Allerdings weiß Anton selbst nicht so recht, was er eigentlich vom Leben will. Auch will er seinen Vater nicht im Stich lassen. Anton steigt mit ein und unterstützt seinen Vater auf der Suche nach einem Sender, der Buddy eine zweite Chance gibt.
Die Winters leben im bekannten New Yorker Dakota Builing. Einer ihrer Nachbarn ist John Lennon, mit dem sich Anton im Verlauf des Jahres 1979 anfreundet. Lennon entdeckt seine Leidenschaft für das Segeln, da trifft es sich, dass Anton viel darüber weiß und schon als Kind mit seinem Großvater segeln ging. Anton kommt die Idee, John zu fragen, ob er sich vorstellen könnte, mit den drei anderen Beatles in Buddys neuer Show aufzutreten. Das wäre eine Sensation und würde Buddy wieder in den Moderatoren Olymp bringen.
Doch bevor es dazu kommt, geschieht das Unglück, das eine Wiedervereinigung der Beatles unmöglich macht.
Meinung
Ein Roman, leichtfüßig aus der Sicht Antons erzählt, voller Humor und angereichert mit Geschichten über ehemalige Berühmtheiten des Showbiz. Es ist 1979 in New York. Im Iran werden US-Geiseln genommen, Carter kostet das die Präsidentschaftswahl und John Lennon fängt nach einem extremen Segelturn wieder an Musik zu schreiben.
Mitten in all dem die Familie Winter, mit ihren Problemen und Hoffnungen. Allen voran Anton, der versucht sich aus dem Schatten des Vaters, den Meister der Talkshows, zu lösen und seinen eigenen Weg zu gehen, vom dem er nicht weiß, wie dieser aussehen soll. Die Frage, was man vom Leben will, scheint jede der Romanfiguren, ob fiktiv oder echt, umzutreiben. Anton sitzt dabei in der Zwickmühle. Einerseits möchte er seinem Vater helfen, andererseits will er sich nicht vereinnahmen lassen. Es sind nur kleine Schritte, die Anton wagt, aber er wird zusehends unabhängiger.
Wir erfahren das Buddy nach seinem Zusammenbruch gereist ist, ohne seine Frau, ohne seine drei Kinder. Etwas, das die Familie verarbeiten muss. Denn auch nach Buddys Rückkehr ist nichts mehr, wie es zuvor war, auch wenn sich die Familie bemüht den Schein zu wahren. Tom Barbash findet den richtigen Ton für diese Situation, die auf den ersten Blick recht privilegiert erscheint, und dennoch das innerste der Familie erschüttert hat. Buddy muss nicht nur das Vertrauen der Programmchefs zurückgewinnen, sondern auch das Vertrauen seiner Familie.
Die Charaktere sind wahrhaftig, was den Roman für mich besonders macht. Ich sah die Menschen vor mir, die Winters, ihre Freunde und Nachbarn. Es ist eine feinfühlige Geschichte, über die immer eine Hauch von Tragik schwebt, die mich an vielen Stellen zum Lachen, aber auch zum Nachdenken gebracht hat. Sie nimmt einen mit in eine vergangene Welt, die durch die Erzählung für eine kurze Zeit wieder greifbar wird.
John Lennon spielt eigentlich nur eine Nebenrolle in dem Roman, doch auch er ist auf der Suche nach seiner persönlichen Bestimmung, über die Beatles hinaus. Wirklich präsent ist Lennon erst im letzten Drittel des Buches. In dem Moment, in dem es mit Buddys neuer Show, der Familie Winter, Anton und Lennon aufwärts geht, geschieht der Mord an John Lennon vor dem Dakota Builing. Natürlich weiß man, dass es kommt, dennoch stimmte es mich für einen Augenblick wehmütig.
Fazit
Es ist ein amüsanter Roman, der mit einer fabelhaften Leichtigkeit das New York der 70er und seine bekannten Bewohner aufleben lässt. Es war eine Freude, die Familie Winter erleben zu dürfen.
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