Land in Sicht

Ilona Hartmann

erschienen im Aufbau Verlag, 2020

Land in Sicht beschreibt Jana Identitätssuche, in dem sie ihren Vater auf einem Donau Kreuzfahrtschiff kennenlernt

Rezension

Kurzmeinung

„Land in Sicht“ handelt von der Suche nach Identität. Mal skurril, mal komisch, mal tragisch aufgrund der ungeschminkten Normalität. Auf den Punkt erzählt.

Inhalt

Jana ist Mitte Zwanzig und bei der Suche nach ihrem Vater, den sie bisher nicht kennt, fündig geworden. Er ist Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff auf der Donau. Auf diesem Schiff, dessen Gäste sich im Alter sechzig plus befinden, bucht sie kurzerhand eine Reise. Sechs Tage hat sie Zeit ihren Vater Milan kennenzulernen und herauszufinden, was für ein Mensch er ist.

Doch als sie ihre Reise antritt, ist sie nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war. Wie wird Milan reagieren, wenn sie sich ihm offenbart? Auch er scheint ein sehr unstetes Leben geführt zu haben. Will er überhaupt ein Teil ihres Lebens werden? Jana muss ihre Zweifel überwinden, wenn sie ihrem Vater die Wahrheit sagen will.

Handlung

Planlos treibt Jana durch ihr Leben. Früher beobachtete sie ihre Freundinnen und deren Väter. Von ihrem eigenen Vater hatte sie nur eine zusammenfantasierte Vorstellung, denn bisher spielte er in ihrem Leben keine Rolle. Nach dem Abitur zieht sie nach Berlin und nimmt Jobs an, in denen sie ortsunabhängig arbeiten kann. So reist sie durch die Welt. Auch der Kontakt zu ihrer Mutter ist seit ihrem Auszug nur noch dürftig. Das Mutter-Tochter-Verhältnis scheint kein sonderlich inniges zu sein. Nun hat sie ihren Vater gefunden. Ein Kapitän auf einem Donaukreuzfahrtschiff. Sie bucht eine Reise auf der MS Mozart, um ihren Vater kennenzulernen. Im Prinzip weiß sie nicht recht, wie sie es anstellen soll. Solche Situationen lassen sich schwerlich üben.

Als mit Abstand jüngste Passagierin, zieht Jana die Aufmerksamkeit auf sich, auch die vom Kapitän. Doch sie ist unsicher, wie sie vorgehen soll. Wiedererwarten findet Jana Anschluss bei den älteren Passagieren an Bord. Als Milan, der Kapitän sie in eine Bar einlädt, scheint der Moment der Wahrheit gekommen zu sein.

Meinung

Jana ist eine unstete und unsichere Person, die aller Wahrscheinlichkeit nach Bindungsprobleme hat, was sich nicht nur auf Liebes-, sondern auf alle Beziehungen in ihrem Leben auswirkt. Ihren Vater kennt sie nicht, doch die Väter ihrer Freundinnen hat sie immer genau beobachtet. Sensibel schildert die Autorin Janas kindliche Sicht auf Väter und die Vorstellung, die sie sich von ihrem eigenen macht. Janas Beziehung zu ihrer Mutter könnte man als distanziert beschreiben. Ab und an klingt durch, Jana gibt ihrer herrisch wirkenden Mutter die Schuld an dem fehlenden Vater, allerdings ist es nur mein Gefühl, wirklich präzise gesagt wird es nicht.

Bisher ist Jana planlos durch ihr Leben getrieben. Nun da sie herausgefunden hat, wer ihr Vater ist, hat sie die Hoffnung etwas über ihre Identität zu erfahren. In dieser Hoffnung schwingt auch der Wunsch mit, dass, wenn sie erst einmal ihre Wurzeln gefunden hat, auch selbst welche schlagen kann. Und das wünscht man ihr als Leser:in aus tiefsten Herzen.

Obwohl Jana im Vorfeld genau überlegt, wie sie als weitaus Jüngste auf dem Schiff weniger auffällt, geht dieser Plan nicht auf und beschert der Geschichte manche Situationskomik. Die Szenen sind urkomisch und tragen dennoch eine gewisse Tragik in sich. Der präzise Erzählstil lässt Unnötiges aus, zeugt jedoch von einer wunderbaren Beobachtungsgabe. Das vorsichtige Herantasten an den Vater ist schnörkellos und voller nüchterner Emotion erzählt. Wir nehmen teil an Janas Zweifeln, ihrer Unsicherheit, die mit dem Wunsch, endlich ihren Vater kennenzulernen, kämpfen. Jedes Kapitel beschreibt einen Tag auf dem Fluss. Sechs Tage, in denen Jana die Ruhe der Flusskreuzfahrt nutzt, um über sich und ihr bisheriges Leben nachzudenken.

Mich hat der Debütroman „Land in Sicht“ von Ilona Hartmann hervorragend unterhalten. Ich habe gelacht, ich habe mitgefühlt.

Fazit

Ein gelungener Debütroman. Witzig, tiefgründig und ehrlich.

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