Im Winter die Ewigkeit

Sibylle Baillon
erschienen im Verlag Wild Edition, 2018
Selfpublishing
Rezension
Kurzmeinung
„Im Winter die Ewigkeit“ ist ein berührender historischer Liebesroman, der auf einer wahren Begebenheit beruht.
Inhalt
Frankreich 1889: Die Stadträtin Louise de Chatelreux genießt in dem kleinem Ort Villeneuve sur Seine, nahe Paris, hohes Ansehen. Deshalb missfällt es ihr, dass ihre hübsche Tochter Fleur sich oftmals über die Konventionen der Zeit hinwegsetzt und damit für Gerede sorgt. Anstatt zu Sticken und Gesangsunterricht zu nehmen, wie andere Mädchen ihres Standes, liest Fleur lieber Bücher.
Die lebensbejahende, kluge Fleur nimmt jede sich bietende Gelegenheit wahr, um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen. Bei einem dieser kurzen Ausflüge trifft sie auf den mittellosen Anwalt Gilles Bertrands. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch Bertrand ist keine standesgemäße Verbindung für Fleur, die nach dem Wunsch ihrer Mutter demnächst einen Baron heiraten soll. Ihr Bruder André möchte sowohl die Heirat als auch jede andere Beziehung zu einem Mann verhindern. Als Fleurs Verhältnis zu Gilles auffliegt, spitzt sich die Situation zu. Der einzige Ausweg, den das Liebespaar sieht, ist gemeinsam durchzubrennen. Allerdings reicht der Einfluss der Familie de Chatelreux weiter, als Fleur ahnt. Für die Zeit ihres Glücks zahlen die Liebenden einen hohen Preis.
Handlung
Villeneuve sur Seine ist ein kleines Städtchen nahe Paris. Für Fleur, der Tochter der angesehenen Stadträtin Louise de Chatelreux, ist die lebendige Hauptstadt ein Sehnsuchtsort, den sie bisher noch nie besucht hat. Die junge Frau interessiert sich für die Mode, die Kultur und für die kommende Weltausstellung.. Doch ihre Mutter fesselt sie ans Haus und verbietet ihr sogar das Lesen. Schließlich soll sie eine gute Partie machen und kein Mann wünscht sich eine kluge Frau. So ganz anders ist ihr Verhältnis zu ihrem Vater, der seit geraumer Zeit schwer erkrankt im Bett liegt. Nur selten schafft es Fleur, sich in sein Krankenzimmer zu schleichen, um wenigstens ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
Hin und wieder kann sich Fleur vom Gängelband ihrer Mutter befreien und alleine einen Spaziergang durch das Städtchen machen. Bei einem ihrer Ausflüge lernt sie den jungen Anwalt Gilles Bertrand kennen. Die Zwei verstehen sich auf Anhieb und Fleur fädelt es geschickt ein, sodass sie sich von nun an regelmäßig sehen können. Gilles zeigt der wissbegierigen jungen Frau eine Welt, die sie bisher nur aus Büchern kannte. Fleur erkennt, dass sie in der Enge der Konventionen einiges verpasst hat. Nur zu gerne lässt sie sich von Gilles und ihren Gefühlen mitreißen.
Fleur soll sich mit einem Baron verloben, ein älterer Herr, der Titel und finanzielle Mittel besitzt. Denn Louise de Chatelreux hat sich verspekuliert und es droht der Ruin der Familie. In dieser Situation ist Fleur der letzte verbliebene Trumpf. Fleur hingegen denkt nicht daran, ihre Liebe zu Gilles und das neu entdeckte, freie Leben aufzugeben. Das Paar beschließt nach Paris durchzubrennen. Unter widrigen Umständen gelingt Fleur die Flucht aus ihrem Elternhaus. In Paris angekommen beginnt eine wundervolle Zeit, die schon nach wenigen Wochen ein jähes, schreckliches Ende nimmt.
Meinung
Die lebenslustige, wissensdurstige Fleur hat mich schon auf den ersten Seiten völlig für sich eingenommen. Ich konnte gut verstehen, dass sie sich zu Gilles hingezogen fühlt. Er verkörpert all das, nach dem sie sucht und was ihr in ihrer Familie verboten wird. Von ihrer Mutter wird sie gegängelt, weil Louise das Wesen ihrer Tochter nicht versteht. Auch bei ihrem Sohn André scheint die Mutter mehr auf das äußere Erscheinungsbild fixiert zu sein, als das sie sich tatsächlich für ihn interessiert. Fleur fand wenigstens Verständnis bei ihrem Vater, bevor er erkrankte. Anders als André, der sich ständig um Anerkennung seiner Eltern bemüht und jedes Mal scheitert.
Eindringlich schildert die Autorin die Auswirkungen, die diese Liebesgeschichte auf alle Beteiligten hat. Was als leichte, romantische Liebesgeschichte beginnt, nimmt eine dramatische Wendung, die ich so nicht erwartet hatte. Zu was Menschen im Stande sind, wenn sie mit ihrem eigenen Leben hadern, ist manchmal einfach nicht zu verstehen. Die Geschichte Fleurs beruht auf einer wahren Begebenheit, was ihr Schicksal noch grausamer erscheinen lässt, auch wenn der Roman einen versöhnlichen Schluss findet.
An manchen Stellen zieht sich das Liebesgeplänkel für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge. Dafür nimmt die Geschichte zum Ende hin wieder Fahrt auf. Abwechselnd wird aus den Perspektiven des jeweiligen Charakters erzählt, wodurch die Leser:innen viel über die einzelnen Beweggründe der Figuren erfahren. Auch gelingt es der Autorin hervorragend das historische Leben in all seinen Facetten zum Leben zu erwecken. Als Leserin konnte ich in die spannende Zeit kurz vor der Jahrhundertwende (1900) eintauchen.
Fazit
Ein historischer Liebesroman, zwar mit einigen Längen, aber romantisch und packend zugleich.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin Sibylle Baillon für das Rezensionsexemplar.
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