Hundert Jahre Lieben

Helga Fischer
erschienen beim Verlag Tinte & Feder, 2021
Rezension
Kurzmeinung
„Hundert Jahre Lieben“ handelt vom Liebesleben von Mutter und Tochter, abwechselnd erzählt, uninspiriert und langweilig.
Inhalt
Hilde lebt mit ihrer Familie in sehr einfachen Verhältnissen. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist schwer. Da ist es ein Glücksfall, dass sie Robert kennenlernt, einen jungen Mann aus einer reichen Familie. Robert zeigt Hilde wie das Leben sein kann. Durch ihn sieht sie mehr von der Welt als nur Mannheim. Sie verlieben sich ineinander, werden ein Paar, doch trennen sie sowohl Herkunft als auch Religion.
Hildes Tochter Klara leidet unter der Lieblosigkeit ihrer Eltern. Um ihren Elternhaus zu entfliehen, heiratet sie früh, bekommt vier Kinder und leidet sehr unter der ständigen Untreue ihres Mannes.
Handlung
Täglich dreht Hilde ihre Runde, um nach Arbeit zu fragen. Sie hat eine Lehre als Schneiderin gemacht, doch Anfang der 1920er Jahre galoppiert die Inflation und Arbeit ist rar. Mit ihren Eltern und den drei Geschwistern wohnt sie beengt unter dem Dach. Nur ihr Vater als Kriegsversehrter hat eine feste Arbeit.
Eines Tages lernt sie im Treppenhaus Robert kennen, der mit seiner Familie in der ersten Etage wohnt. Sein Vater ist Jurist und die Familie muss auf nichts verzichten. Hilde und Robert verlieben sich ineinander. Hilde wird von Roberts Mutter als Schneiderin und Kindermädchen engagiert. Für Hilde beginnt eine wundervolle Zeit, die jäh endet, als Robert einen Unfall hat.
Hildes Tochter Klara heiratet ihre erste Liebe Franz, um dem lieblosen Elternhaus zu entfliehen. Doch so wie Klara sich das Eheleben vorstellt, ist es nicht. Schnell wird sie zum ersten Mal schwanger. Sie bleibt mit den Kindern zu Hause, während Franz zur Arbeit geht. Es bleibt wenig Zeit für Zweisamkeit. Schon bald findet Klara heraus, dass ihr Mann sie betrügt. Jahrelang lebt sie mit seinen Eskapaden, bis sie eines Tages ihre Sachen packt und geht.
Meinung
Der Roman beginnt vielversprechend und endet recht bald in einer fragmentartigen Aneinanderreihung von Lebenssituationen, immer im steten Wechsel zwischen Hilde und Klara (Mutter und Tochter). In erster Linie handelt die Erzählung, wenn man das überhaupt so nennen kann, von sexuellen Handlungen.
Männer sind durchweg triebgesteuert, Frauen geben sich nur allzu gerne hin. Wer eine tiefgehende Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Hilde ist wenigstens zu Beginn noch ein vielschichtiger Charakter. Wir lernen sie und ihre Familie kennen und sie wirkt sehr sympathisch. Doch was genau sie nach Roberts Unfall antreibt, Entscheidungen so zu treffen, wie sie sie trifft, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Klara ging mir von Anfang bis Ende auf die Nerven. Bei ihr drehte sich irgendwie alles um Sex. Dabei gab es durchaus Ansätze, bei denen ich erwartet habe, dass sie endlich selbstbestimmter wird und ihr Leben in die Hand nimmt.
Teilweise tauchen Figuren auf und verschwinden wieder in der Versenkung, ohne das man erfährt, was mit ihnen geschieht. Es entwickelt sich einfach keine ineinandergreifende Geschichte. Am schlimmsten finde ich, dass sich beide Frauen komplett über Männer und Sex definieren. Es ist ermüdend und langweilig, weil sich keinerlei Entwicklung der beiden Figuren abzeichnet. Auch diese detailreichen Sexszenen wurden mir irgendwann einfach zu viel. Ich habe mich gefragt, was das soll?!
Wahre Begebenheit hin oder her, ein bisschen mehr fantasievolle Fiktion hätte dem Roman gut getan.
Fazit
Nichtssagende Geschichte über zwei Frauen, Mutter und Tochter, die null Entwicklung durch machen.
Aktuelle Kommentare