FBM 2019/2
Mein zweiter Tag auf der Frankfurter Buchmesse 2019
Samstagmorgens ist schon bei der Anreise zu merken, dass es heute deutlich voller wird. Viele Busunternehmen haben Buchbegeisterte aus allen Teilen der Republik nach Frankfurt gebracht. Dementsprechend gestaltet sich auch der Einlass. Gerade der Einlass in Halle 3, an welcher der Shuttlebus vom Parkhaus hält, ist stark frequentiert. Das Taschen kontrolliert werden, ist sinnvoll, dennoch sollte die Messe den Einlass an den besucherstärksten Tagen besser organisieren.
Die Gänge sind voller Menschen, meist kommt man nur sehr langsam voran, immer wieder gerät der Menschenstrom ins Stocken.
Mein erstes Ziel ist wieder die ARD Bühne, auf der Denis Scheck der in einer Ausgabe „druckfrisch“ seine Favoriten auf der Bühne vorstellt.Sein Plädoyer für die Lyrik kann ich nur unterschreiben. Ein Gedicht zu lesen kostet nur wenige Minuten und eröffnet oftmals einen neuen Blickwinkel auf gewohnte Begebenheiten.
Welche Tatsache mich dann doch erschreckt ist, dass an die 700 Literaturpreise jährlich allein nur in Deutschland vergeben werden. 700 ist eine stolze Zahl. Da kommt mir ein Interview in den Sinn, welches Elke Heidenreich kürzlich gegeben hat. In dem sagt sie sinngemäß, dass sie wenig von diesen Preisen hält, weil sie es nicht gerecht findet Bücher gegeneinander antreten zu lassen. Nach einigem Nachdenken, stimme ich ihr zu. Eine Romanerzählung löst in jedem Leser etwas anderes aus.
Bei meinen Streifzug durch die Hallen entdecke ich die wunderbarsten Kostüme. Wieder sind viele junge Leute unter den Besuchern, die sich große Mühe gegeben haben. Es ist faszinierend wie viel Sorgfalt und Liebe in die kleinsten Details gelegt werden. Vielen Dank an alle, die sich solche Mühe geben und Messetage bunt machen.
Mein absoluter Favorit unter den Messeständen ist der Stand vom „keinundaber Verlag“. Ein Quader mit Wänden aus Büchern. Wenn der Besucher hineingeht, befindet er sich im Inneren, vor ihm eine Leinwand auf der Buchcover abgebildet sind, die sich immer wieder neu zusammenstellen bis eines aufblinkt. Dies muss man dann berühren, die anderen Cover verschwinden und man bekommt auf der Leinwand visuell vorgeführt, was gerade vorgelesen wird. Ich bin immer noch begeistert von dieser Idee. Es war eine Oase in all dem Trubel.
Ein weiteres Autorengespräch, welches ich verfolgte, führte Katharina Gerlach mit Norbert Scheuer über seinen Roman „Winterbienen“. Am Vorabend wurde dieser Roman anscheinend ziemlich im Literarischen Quartett zerrissen. Für mich unverständlich. Vor allem, wenn in Bezug auf das Buch Begriffe wie „völkisch“ fallen. Solche Aussagen sind in diesen Zeiten mehr als überflüssig und meiner Meinung nach unverantwortlich. Allerdings bin ich kein großer Fan des Formats, weil die Moderation hölzern ist und die Gespräche überheblich daherkommen.
Zum Glück nimmt der Autor die Kritik nicht zu ernst. Im Interview erklärt er, wie genau die Flüchtlingstransporte in den Bienenstöcken funktioniert haben. Allein auf diese Idee zu kommen, ist unglaublich.
Auf dem Blauen Sofa höre ich mir die Gespräche mit dem Autor Stewart O’Nan an, der über sein Buch „Henry persönlich“ spricht. Im Anschluss findet ein Gespräch mit John Strelecky statt, der mit seiner Trilogie über das Café am Rande der Welt einen großen Erfolg feiert. Auf dem Sofa sitzt ein entspannter Typ mit Hut. Er scheint wirklich sein Rezept für ein ausgeglichenes Leben gefunden zu haben.
Kurz bevor die Messe ihre Tore für diesen Tag schließt, fahre ich wieder zurück. Ich bin ziemlich kaputt und voll von den ganzen Eindrücken. Ich freue mich auf mein Hotel.
Es waren zwei interessante Tage, an denen ich viel gesehen, gehört habe und viele Begegnungen hatte. Am meisten erstaunen mich die Arbeitsweisen der Autoren und ihr Verhältnis zu ihren Figuren. Darüber habe ich in den zwei Tagen einiges erfahren können.
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