Der Duft von Schokolade

Der Duft von Schokolade erzählt eine sinnliche LIebesgeschichte
Ewald Arenz

ars vivendi Verlag, 2022

Rezension „Der Duft von Schokolade“

Kurzmeinung

Der Duft von Schokolade erzählt eine wahrlich sinnliche, aber auch tragische Liebesgeschichte im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Inhalt

Nach fast zehnjähriger Dienstzeit nimmt Leutnant August Liebeskind seinen militärischen Abschied. Er hat sich vorgenommen den nahenden Sommer in vollen Zügen zu genießen, bevor er seine Arbeit in der Schokoladenfabrik seines Onkels antritt.

Als Zivilist lässt er es sich in den Wiener Kaffeehäusern gutgehen. Er saugt die Düfte um ihn herum auf, so wie er es schon seit seiner Kindheit tut. An einem Nachmittag im Kaffeehaus lernt er die selbstbewusste Elena Palffy kennen. Die anfängliche Abneigung schlägt schnell in leidenschaftliche Liebe um, obwohl Elena verheiratet ist. Mit sinnlichen Duftkreationen und verführerischer Schokolade umwirbt August seine Elena. Sie erleben eine wundervolle Zeit, bis Elena nach dem verheerenden Brand in der Wiener Oper spurlos verschwunden ist. August muss annehmen, Elena sei im Feuer ums Leben gekommen. In Gedenken an seine große Liebe kreiert August die ungewöhnlichsten Pralinen, die reißenden Absatz finden.

Doch auch die Arbeit an den Pralinen lassen August nicht zur Ruhe kommen. Er fragt sich, ob Elenas Verschwinden etwas mit dem mysteriösen Tod ihres Mannes zu tun hat.

Handlung

Im Frühsommer 1881 quittiert Leutnant August Liebeskind nach zehn Jahren seinen Dienst beim österreichischen Militär. In diesem Sommer, bis er im Herbst seine Stelle in der Schokoladenfabrik seines Onkels antritt, gönnt der junge Mann sich eine Auszeit. Er besucht die zahlreichen Kaffeehäuser Wiens und lässt sich von deren Duft betören. Schon als Kind hatte August einen feinen Geruchssinn. Eine besondere Gabe, denn durch die Gerüche kann er vieles sehen, das für andere unsichtbar bleibt.

An einem Nachmittag in einem Kaffeehaus lernt er eine ungewöhnliche Frau kennen, die mit einer neumodischen Erfindung, dem Hochrad, undamenhaft vorfährt. Zufällig treffen die zwei öfter aufeinander. August wird nicht klug aus der eigenwilligen, schönen Frau, die verheiratet ist und deren Mann, ein Offizier, im Orient weilt. August findet gefallen an dieser geheimnisvollen Frau und umwirbt sie mit exotischen Duftkreationen und Pralinées. Zwischen Elena und August beginnt eine sinnliche Affäre, die durch den großen Brand in der Wiener Oper ein jähes Ende findet.

Als der Brand wütete, befand sich Elena in der Oper und seitdem ist sie verschwunden. August bleibt verzweifelt zurück. In seiner Trauer beginnt er besondere Pralinen zu kreieren, die schnell ein Verkaufsschlager werden. So lernt er die junge Schauspielerin Louise kennen. Es ist offensichtlich, dass sie sich in August verliebt, doch er hängt noch an Elena. Trotz seiner Arbeit und Louise kann er Elena nicht loslassen. Es quält ihn die Frage, ob ihr Verschwinden und der ungeklärte Tod ihres Mannes zusammenhängen. Durch den Erfolg seiner Pralinen, reist er nach Berlin, um einen lukrativen Vertrag abzuschließen. Doch in Berlin holt ihn auch die Vergangenheit mit Elena wieder ein.

Meinung

Eine eigenwillige Liebesgeschichte der guten Gesellschaft im kaiserlichen Wien. Vor allem die Figur der Elena sticht durch ihre eigenwillige sowie selbstbewusste Haltung heraus. Sie weiß sehr genau, was sie will und im Laufe der Erzählung wurde mir bewusst, dass sie rücksichtslos ist, wenn es um ihre Interessen geht. Anfänglich fand ich Elena sehr amüsant und ich mochte ihr emanzipiertes Verhalten. Zu dieser Zeit war ihr Auftreten schon sehr gewagt. Ich habe verstanden, welche Faszination Elena auf August ausübt. Doch schleichend begann ich dem Charakter Elena zu misstrauen.


Ewald Arenz baut die Geschichte rund um die zwei Verliebten geschickt auf. Zuerst das Kennenlernen, die gegenseitige Abneigung, wie in so vielen Liebesgeschichten. Es folgt die romantische Episode. Und dann schlägt das Schicksal tragisch zu. Bis dahin bedient sich der Autor dem Stereotyp einer Liebesgeschichte, doch im letzten Teil stellt der Autor das Vorangegangene in Frage. Der Roman bleibt fesselnd bis zum Schluss und lässt den Leser mit der Fragen zurück, was Liebe ist und was Liebe darf. Und natürlich spielen auch die Schokolade und Düfte eine große Rolle, denn diese geben der Geschichte eine sinnliche Note.

Die einzigen Kritikpunkte, die ich nicht unter den Tisch fallen lassen möchte, sind historischer Natur. Wenn man sich als Autor für einen historischen Roman entscheidet und dazu noch historische Tatsachen erwähnt, sollte man sicher sein, dass diese stimmen. Der größte Fauxpas ist sicherlich die Erwähnung des Selbstmordes von Kronprinz Rudolf, welcher ebenso wie Mary Vetsera 1881 noch sehr lebendig war (S. 137). Die Tragödie ereignete sich im Januar 1889.

Der zweite, sehr auffällige Fehler, ist die Erwähnung von Neukölln (s. 198) als Stadtteil von Berlin. Neukölln wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg als Berliner Bezirk gegründet, somit fast 40 Jahre später.

Fazit

Die Erzählweise und der fesselnde Aufbau des Romans machen das Buch zu einem Lesevergnügen.

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