Kategorie: historische Romane
Noch nie hatte Enna so viele Menschen an einem Ort gesehen. Dicht gedrängt standen die in dunklen Farben gekleideten Arbeiter auf einem riesigen Werksgelände, auf dem von überall her ein metallisches Hämmern und Stanzen wie auch in unregelmäßigen Abständen ein lang gezogenes Zischen zu hören waren. Durch mächtige Fabriktore war immer wieder das plötzliche Auflodern von Feuer zu sehen, so als würden in innerem der Gebäude Drachen hausen. […] „Sie haben Arbeiter aus Frankreich und Belgien herbeigeschafft, die die Produktion am laufen halten“, knurrte Karl ungehalten, während sie sich mit Schieben und Drängen einen Weg durch die Massen bahnten.
Es war als würde mich meine Jugend einholen, als wäre ich zurück in Thorn, auf dem Neustädtischen Markt mit seinen hübschen Häusern, den prächtigen Fassaden und dem kleinen Geschäft, das mein Leben für immer verändert hatte: das Fotoatelier Lemmle.
Alice hatte geahnt, dass Max von ihrer Beteiligung an der Flucht nicht begeistert sein würde. Aus seinen Worten sprachen gleichermaßen Verärgerung wie Besorgnis, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie war es nicht gewohnt, Rechenschaft abzulegen. Ihre Kindheit im Heim hatte sie früh gezwungen, selbständig zu werden, und vor allem eins gelehrt: dass sie auf sich selbst vertrauen musste.
Carl verzichtete lieber auf ein wenig überschwängliches Glück zu Beginn, wenn dafür später ein Rest davon übrigbleiben sollte. Ihm fiel ein Spruch ein, den sein Bruder Eugen als Kind ständig von sich gegeben hatte: Finden Sie Ihr Glück und behalten Sie es.“
Noch immer aufgewühlt und mit gemischten Gefühlen betrat Fleur ihr Elternhaus. Wie gerne würde sie ihre Liebe herausschreien, ihnen allen sagen, dass sie fort gehen und nie wieder zurück kommen wolle.
Wenige Tage später machten sich die beiden Männer auf den Weg nach Haarlem. Nicolaes hatte das Beet, welches den weniger wertvollen Dubletten und Nachzüchtungen seiner Sammlung vorbehalten war, in weiten Teilen geplündert. Er hatte die ausgewählten Zwiebeln sorgfältig aus der Erde gehoben und gereinigt. Das Beet hatte er daraufhin schnell geharkt, um alsbald die Spuren des Verlustes zu tilgen.
„Aber egal wer Regie führt – >Dr. Caligari< wird alles revolutionieren , was es bisher auf der Leinwand gab. Hollywood kann einpacken! Berlin wird die Hauptstadt des internationalen Films."
[…] „Es gibt einen anderen, einen besseren Weg. Hedy, ich sorge dafür, dass dir nichts passiert, das verspreche ich dir. Aber bitte, wenn du nur dieses Eine in deinem Leben für mich tun willst, dann steige jetzt nicht in dieses Boot.“
Was Borja getan hatte, war so gut wie Hochverrat. Wenn der Westen das Buch ohne Erlaubnis der UdSSR veröffentlichte, dann würden sie ihn holen kommen – und mich dazu. Und diesmal würde man einen Aufenthalt von wenigen Jahren in einem Arbeitslager wohl kaum als ausreichende Strafe ansehen. […] Wie konnte er so selbstsüchtig sein?
Ehrlichkeit, Geradlinigket, darauf legte Sanne Wert. […] „Das ist nur herrlich für die, die sich lose Geld in ihren Taschen leisten können“, verwies sie ihn scharf. „Leute, wie deine Ärzte-Familie mit ihrer Villa und ihren Mietshäusern dürfen verprassen, so viel sie wollen, aber das funktioniert einzig und allein, solange die große Masse ausgebeutet wird und in bitterer Armut lebt.“