An einem Tag wie diesem

Peter Stamm
Fischer Taschenbuch Verlag, 2006
Rezension
Kurzmeinung
An einem Tag wie diesem ist ein Buch über die totale Unfähigkeit soziale Bindungen aufzubauen. Langatmig und eindimensional.
Inhalt
Andreas ist in der Mitte seines Lebens angekommen, ohne je eine wirkliche Bindung eingegangen zu sein. Seit seiner Jugendzeit trauert er einer Jugendliebe hinterher, die nie erwidert wurde. Dennoch idealisiert er seine damalige Verliebtheit zu der jungen Frau von damals, die später seinen guten Freund geheiratet hat.
Erst als er sich der Endlichkeit seines Lebens bewusst wird, versucht er sein Leben zu ändern.
Handlung
Seit zwei Jahrzehnten lebt und arbeitet Andreas in Paris. Sein Leben verläuft in ruhigen Bahnen. Er unterrichtet an einer Pariser Schule, hat Affären und geht jeder festen Bindung aus dem Weg. Er hat weder wirkliche Freunde, noch eine aufrichtige Liebesbeziehung und auch mit seinem Bruder in der Schweiz hat er kaum Kontakt.
Alles in allem ein recht trostloses Leben, das sich ändert, als Andreas meint, er wäre unheilbar krank. Ohne wirklich den Befund abzuwarten beginnt er sein Hab und Gut zu verkaufen, kündigt seine Stelle und macht sich auf den Weg in das Schweizer Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Begleitet wird er von Delphine, einer junge Kollegin, mit der er eine Affäre beginnt. Je länger er mit Delphine zusammen ist, umso tiefer wird ihre Beziehung, auch wenn Andreas sich dagegen wehrt.
Er ist besessen davon seine Jugendliebe zu treffen, die mittlerweile mit seinem ehemals besten Freund verheiratet ist. Diese Liebe, wurde von ihr nie erwidert, dennoch drehen sich Andreas Gedanken seit zwanzig Jahren um diese Frau, die für ihn die einzig richtige scheint. Ob seine Erwartung der Realität standhalten können, wird er erst erfahren, wenn er sie wiedersieht.
Meinung
Eine Geschichte über jemanden, der sein Leben damit verbringt, sozialen Bindungen zu meiden. Die Geschichte beginnt vielversprechend. Nach dem ersten Drittel lässt es nach. Zu sehr verstrickt sich die Hauptfigur in absurde Handlungen.
Seine seltsame Trauer um eine Jugendliebe, die nie erwidert wurde, ist für mich sehr bizarr. Natürlich gibt es Menschen, die uns immer wieder in den Sinn kommen, verpasst Chancen etc., dass man jedoch über eine unerfüllte Liebe nie hinweg kommt und sie als Sinnbild der perfekten Beziehung idealisiert, halte ich als Grund für Bindungsunfähigkeit für sehr weit hergeholt.
Zudem ist mir der Charakter des Andreas fremd geblieben. Im Prinzip ein egoistischer, selbstbezogener Mensch, dessen Welt sich ausschließlich um ihn dreht. Besonders an den Haaren herbeigezogen wirkt die Sache beim Arzt. Anstatt einfach den Befund abzuwarten, eigene Schlüsse zu ziehen, nur weil er etwas, das der Arzt zu seiner Assistentin sagt, falsch interpretiert und natürlich gleich auf sich bezieht, hat etwas von einer miesen Fernsehkomödie.
Der Roman zieht sich in die Länge und lässt es an Tiefgang fehlen. Ich habe immer mal wieder Seiten überblättert und nichts Wesentliches verpasst. Es ist eine zähe Geschichte über einen langweiligen Typ, der existiert, aber nicht wirklich lebt. Es fehlt für mich auch die wahrhafte, nachvollziehbare Auseinandersetzung mit den Gründen dafür.
Fazit
Aus meiner Sicht ist es ein sehr schwacher Roman, der auch stilistisch nicht punkten kann.
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