Alle Jahre wieder
Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter in ihren letzten Lebensjahren die Adventszeit mit dem Satz einläutete: „Gerade erst habe ich die Weihnachtsdekoration in den Keller geräumt, schon hole ich sie wieder hervor.“ Sie meinte, die Zeit würde immer schneller vergehen. Dabei dauert ein Jahr immer 12 Monate.
Nun ertappe ich mich bei ähnlichen Gedanken. Gerade erst weggeräumt, packe ich alles wieder aus. Auch der Weihnachtsbaumkauf vom letzten Jahr ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Nur wenige hundert Meter von meiner Wohnung entfernt, werden regionale Bäume verkauft. Ich möchte aus Platzgründen gerne einen schmalen Baum. Hoch darf er sein, aber eben schmal. Die Aussage hat letztes Jahr dazu geführt, dass ich einen sehr langen Baum hinter mir her zog und als ich ihn in der Wohnung aufstellen wollte, wurde mir klar, dass ich mindestens 10 cm kürzen musste.
An der Messbarkeit der Zeit ändert sich nichts, nur an meinem Gefühl von Zeit. Vielleicht liegt es daran, dass man mit zunehmendem Alter weniger Neues erlebt. Früher hatte ich keinen Weihnachtsbaum, weil ich über die Feiertage zu Hause und nicht in meiner Wohnung war. Nun ist es schon mein vierter Baum, den ich gekauft und geschmückt habe. Ist es die Routine, die einen glauben lässt, dass Zeit schneller vergeht. Was würde geschehen, wenn wir diese Routine durchbrechen und Neues wagen würden? Würde die Zeit wieder langsamer verstreichen, weil wir wieder entdecken und staunen?
Dabei ist es doch der Sinn der Weihnachtszeit sich zu entschleunigen, inne zu halten und zur Ruhe zu kommen. Das klappt mal mehr, mal weniger. Ich werde mich bemühen zwischen diesem und dem nächsten Weihnachtsfest so viel Leben zu packen, dass die Zeit dazwischen langsamer vergeht. Damit wären wir schon bei den Vorsätzen für das neu Jahr.
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