Napapiiri

Paul und ich vergleichen unsere Reisepläne und stellen fest, dass sie nahezu identisch sind. Bis auf eine Ausnahme übernachten wir in den gleichen Hotels, wir haben sogar die gleichen Aktivitäten gebucht. „Echt krass“, ruft Paul. „Offentsichtlich. Ist wohl die Standardtour“, sage ich, während ich mich frage, wie Charlotte und ich dieser zwanghaften Gesellschaft, die unsere Reisepläne nahelegen, entgehen können.

Monsieur Lucile und die Suche nach dem Glück

Auch wenn dieser zweite Januar ebenso grau war wie der Neujahrstag, es umhüllte sie plötzlich etwas Leichtes, als würden sie diesem ödesten aller Monate ein Schnippchen schlagen und sich heimlich davonstehlen. Und keiner konnte das im Grunde so gut wie sie alle vier.Keiner von ihnen hatte da etwas, das ihn hielt.

Liebes Arschloch

Ich weiß, dass auf der Welt wichtige Dinge passieren und ich mich empören müsste, weil man das Krankenhaus oder die Schule oder die Kultur zerstört. Oder weil Trump 24 Stunden am Tag Scheiße redet, Russland die Homosexuellen einsperrt, China die Krise benutzt, um den Widerstand in Hongkong zu unterdrücken, hier die Migranten am helligten Tag gejagt werden, angeblich sprüht die Polizei Tränengas auf ihre Decken, damit sie sie nicht mehr benutzen können.

Die Kraft der Entbehrung

Noch nie hatte Enna so viele Menschen an einem Ort gesehen. Dicht gedrängt standen die in dunklen Farben gekleideten Arbeiter auf einem riesigen Werksgelände, auf dem von überall her ein metallisches Hämmern und Stanzen wie auch in unregelmäßigen Abständen ein lang gezogenes Zischen zu hören waren. Durch mächtige Fabriktore war immer wieder das plötzliche Auflodern von Feuer zu sehen, so als würden in innerem der Gebäude Drachen hausen. […] „Sie haben Arbeiter aus Frankreich und Belgien herbeigeschafft, die die Produktion am laufen halten“, knurrte Karl ungehalten, während sie sich mit Schieben und Drängen einen Weg durch die Massen bahnten.

Zur See

Es war die Sorte Sturm, die er persönlich nimmt. Der Wind stieß ihn, der Hagel war für ihn, die Böen brüllten: „Ryckmer Sander!“ Es hilft, wenn man betrunken ist, bevor man sich von einem Sturm mit Namen angesprochen fühlt. Am besten brüllt man dann zurück. Was einem gerade einfällt.

Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon

Nach 24 Stunden fast unausgesetzter Innerlichkeit war ich in Bereiche meines Selbst versunken, aus denen ich so leicht nicht wieder herausfand. Ich war deshalb von der plötzlichen Gegenwart meiner Frau und meines Sohnes, von der ich wollte, dass sie mir alles bedeutete, überfordert.

Labyrinth der Freiheit

Es war als würde mich meine Jugend einholen, als wäre ich zurück in Thorn, auf dem Neustädtischen Markt mit seinen hübschen Häusern, den prächtigen Fassaden und dem kleinen Geschäft, das mein Leben für immer verändert hatte: das Fotoatelier Lemmle.

Kinder des Aufbruchs

Alice hatte geahnt, dass Max von ihrer Beteiligung an der Flucht nicht begeistert sein würde. Aus seinen Worten sprachen gleichermaßen Verärgerung wie Besorgnis, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie war es nicht gewohnt, Rechenschaft abzulegen. Ihre Kindheit im Heim hatte sie früh gezwungen, selbständig zu werden, und vor allem eins gelehrt: dass sie auf sich selbst vertrauen musste.

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße

Hartung stand staunend da, dachte daran, wie oft er solche Szenen schon im Fernsehen gesehen hatte, wenn Prominente von Journalisten belagert wurden. Er hätte gedacht, es müsse ein tolles Gefühl sein , so im Mittelpunkt zu stehen, und stellte nun fest, dass es einfach nur furchtbar war. Zumal keiner dieser Reporter wirklich interessiert wirkte. Eher aggressiv, routiniert, fordernd, wie eine Jugendbande, die einem die Brieftasche klauen will.

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens

[…]aber so oder so waren die Bands spitze: The Specials, Delta 5, Tom Petty. Und ich durfte sie kennenlernen und mich für einen Abend cool fühlen. Als ich irgendwann John im Aufzug traf, erzählte er mir, Buddys Gäste seien für ihn eine klasse Möglichkeit, all das nachzuholen , was er in seinen fünf Winterschlafjahren verpasst habe.

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